Page 22 - Clubnachrichten SAC Burgdorf 2021-3
P. 22
Berichte Sommer
Klettern und Alpinwandern Gerstelgrat
Leiter: Christoph Gubser
Teilnehmer: Beni Herde, Tobias Schäfer, Markus Breitenstein, Christoph Sommer, Peter Stähli (Bericht)
Morgens um halb acht treffen wir uns beim Bahn- Warme Getränke sind durchaus gefragt, denn der
hof Burgdorf und verschieben nach Waldenburg BL. Wind frischt auf und trotz überraschend schönem
Kurz vor dem Dorf zweigen wir ab zum Parkplatz. Wetter ist es auf dem Grat recht kühl. Bevor der
Dort können wir kurz nach halb neun starten. Zuerst Wind dann endgültig zu lästig wird zum Klettern
führt uns ein Wanderweg zur Burgruine Walden- erreichen wir das Gipfelbuch, wo wir uns verewigen
burg. und noch eine zweite Picknickpause einlegen. Der
Nach diesem kurzen kulturellen Teil mit Burgrui- Abstieg folgt auf einem sehr guten Weg zuerst der
nen-Besichtigung wenden wir uns von befestigten Nord- und dann der Südflanke des Grates. Erst aus
Wegen ab und gelangen über ein kurzes, etwas wa- dieser Perspektive sieht man, wie ausgesetzt die
ckeliges Wändchen auf den Grat. Diesen können wir ganze Route wirklich ist. Nach gut sechs Stunden
vorerst seilfrei begehen. Nach einigen Metern wird sind wir wieder bei den Autos. Die Wärme hat uns
die Gratschneide schmaler und das Gelände ausge- eingeholt und Durst wäre vorhanden. Leider lässt
setzter. sich das dazu passende Bier nicht auftreiben. Die
Nun bilden wir Zweierseilschaften und nehmen die weizenbier-, weisswurst- und breznheranschlep-
erste scharfe Gratkante in Angriff. Ein „rasoir“, das pende Fee, die ich regelmässig beschwöre, bleibt
dem auf der Arête des Sommêtres in nichts nach- auch heute durchsichtig. Vielleicht gibt es sie gar
steht, ja noch schärfer ist und feintrittiger. Hier ist nicht. Aber zu Hause haben ja sicher alle vorgesorgt
„fein stehen“ auf den Schuhspitzen gefragt, die Tritt- gegen das Verdursten.
leisten sind sehr schmal und zudem etwas schief- Es war eine sehr vielseitige, lehrreiche Tour, ideal zur
rig-brüchig. Immerhin kann man oben an der Kante Vorbereitung fürs Gratklettern auf Hochtouren und
ausgezeichnet Griff fassen. Der Grat bietet in reger das Gehen in anspruchsvollem Gelände. Auch die
Abwechslung Gehgelände und gleich wieder den Seilhandhabung konnten wir hier ausgezeichnet
nächsten „Boulder“, wo man je nach individuellem trainieren; vom Gehen am kurzen Seil bis zur Stand-
Ehrgeiz seine Kletterkünste testen und schulen sicherung war alles gefragt.
kann. Ich lasse es nach fünfmonatiger, lockdown- Vielen Dank an Christoph Gubser für die Organisa-
und skitourenbedingter Kletterabstinenz defensiv tion und umsichtige Leitung der Tour und allen, die
angehen. Imposant ist der Torbogen, den man di- dabei waren, für den schönen, ergiebigen Tag draus-
rekt überklettern kann, neben dem man aber auch sen am Fels!
vorbeiwandern könnte. Den mute ich mir gerne zu,
auch ist der Fels hier vertrauenserweckend fest, was
nicht überall der Fall ist.
Einer der Höhepunkte ist sicher das „Spitzeflüehli“,
nur ist der Stein hier so brüchig, dass man kaum
lautlos nach oben kommt. Immerhin, es geht ohne
allzu grossen Lärm. Auch hier ist natürlich „fein
stehen“ gefragt und ebenso, jeden Griff und Tritt
rechtzeitig auf seine Belastbarkeit zu prüfen. Bald
schon folgt die berühmte Traverse, die man nördlich
entlang einer Kette entspannt gehen oder südlich
über einer senkrechten Wand klettern kann. Wie es
ein Teilnehmer formuliert: „Klettern am Rande der
Ewigkeit“. Ich nehme lieber die Variante Nord, da
noch zu wenig im Fels- und zu sehr im Skitourenmo-
dus. Hut ab vor den Bezwingern der Variante Süd!
Dafür schleppe ich Zusatzballast in Form von Kaffee
und Bouillon im Rucksack mit, der umso leichter wir,
je näher wir dem Gipfelbuch kommen.