Page 28 - Clubnachrichten SAC Burgdorf 2022-4
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Berichte Sommer
gefährliche. Aus meiner Sicht dürfte man beim abgelassen, die nachfolgenden beiden Seil-
Entscheid für ein Überholmanöver durchaus be- schaften entscheiden sich fürs Abseilen. Da es
rücksichtigen, dass es neben der Route eher mehr besser ist, entlang des schräg verlaufenden Fix-
lose Steine hat als auf der Route und ebenso, ob seils abzuseilen als gerade in der Falllinie (Stein-
ein allfälliger Steinschlag direkt auf die Route schlag), erweist sich auch das als umständlich.
oder nebendran fällt. Das wäre dann „Rücksicht“. Nach dieser letzten Schlüsselstelle, die sehr viel
Die dritte Seillänge ist einfacher, schön zu klet- Zeit kostet, verläuft der weitere Abstieg über den
tern und verläuft ohne Zwischenfälle. Noch- Stössenfirn und zur Hütte problemlos. Ungefähr
mals holt uns der Stau am Grassen ein: Der um 1700 sind wir bei der Hütte. „Lange Tour, gute
Grat gleicht einem Affenfelsen im Zoo. Die er- Tour“, lässt sich sagen. Wenn gleichzeitig mehre-
neute Zwangspause von ungefähr einer hal- re erschwerende Faktoren zusammenkommen
ben Stunde kommt aber nicht ganz ungele- – Gruppe statt Zweierseilschaft, Verhältnisse am
gen, um nach der Schrecksekunde in der Wand Schrund und in der Wand, Stau, Pausen und um-
wieder auf Normaltemperatur zu kommen. ständliches Ablassen / Abseilen – läuft es aber
Der Grat bietet zwei abschnittsweise etwas stei- auch für eine routinierte Gruppe auf das hinaus.
lere, gutgriffige Seillängen und anschliessend Kari und Agi, die diesen Sommer ihre letzte Sai-
lohnendes Gelände zum Klettern und Gehen son auf der Sustlihütte haben, erhalten noch ein
am gleitenden Seil. Die letzten Meter zum Gip- kleines Präsent und grossen Dank für die immer
felkreuz gehen wir am kurzen Seil. Etwas nach ausgezeichnete Beratung und Gastfreundschaft.
1300 Uhr sind wir oben. Angesichts der Warte- Nach einer ausgiebigen Stärkung nehmen wir
rei und der Verhältnisse eine akzeptable Zeit. Abschied von der Sustlihütte, vernichten die
Vor dem Abstieg gönnen wir uns eine ausgiebige restliche Höhe bis zum Parkplatz und machen
Gipfelrast. Der Abstieg verläuft dann auf guten uns auf die Heimfahrt. Der angenehme Nebe-
Wegspuren, teils auch über den blanken Firnalpeli- neffekt der späten Rückkehr ist, dass die wun-
firn, über den ENE-Grat bis zum Stössensattel. Das derschöne Susten-Passstrasse für einmal zügig
Couloir westlich vom Sattel ist für eine Gruppe zu und ohne Dichtestress befahren werden kann.
heikel, da dort zu viel Geröll auf zu viel Blankeis liegt. Glücklich und zufrieden mit der anspruchs-
Der Stössensattel hält noch eine Überraschung vollen Tour, dankbar für den trotz Steinschlag
für uns bereit: Dank des Gletscherschwundes unfallfreien Verlauf kommen wir zu Hause an.
und der Schneeschmelze reicht das Fixseil nicht
mehr bis auf den Gletscher. Es fehlen gut 2 Me- Schluss und Dank
ter. Die geplante Taktik- Seilpartner wird abge- Allen Teilnehmenden meinen herzlichen Dank für
lassen und Seilführer klettert ab – funktioniert das souveräne Mitmachen und den sportlichen
somit nicht. Ich entschärfe das Problem mit Umgang mit den durchaus anspruchsvollen
einem Maillon rapide am untersten Sicherungs- Verhältnissen! Gelände, Verhältnisse, Mensch:
punkt und werde von dort auf den Gletscher Dank Eurer Routine hat es auch diesmal gepasst.
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