Page 36 - Clubnachrichten SAC Burgdorf 2019-4
P. 36
Berichte Frauengruppe
Rund um die Pichoux-Schlucht
Tourenleiterin und Bericht: Rita Lückoff
Teilnehmende: Renate Berger, Käthi Burkhard, Ilse Gerber, Anna Grossenbacher,
Eveline Jenni, Marianne Süess
1. Tag dem Handy erreichten wir bald unser Etappenziel,
den hübschen Ort Soulce. Wir bewunderten die
Diese Wanderung war vor drei Jahren dem Regen zahlreichen Brunnen, die Blumengärten und die alte
zum Opfer gefallen. An diesem Wochenende hat- Mühle, die schon 1747 von dem Wasser des Baches
ten wir kein schlechtes Wetter zu befürchten, eher Folpotat gespeist wurde. Sie wurde so gebaut, dass
die Hitze, die aber uns sieben SAC-Frauen nicht ab- der Bach und sein Seitenkanal direkt unter dem
schreckte. Haus durchfliessen.
Unser Ziel war der französischsprachige Teil des Ju- Das Bauernhaus „Soulce-Soleil“, in dem wir über-
ras in der Nähe von Moutier. Darum hatte ich Eveline nachten wollten, ist nicht viel jünger als die Mühle.
um Unterstützung gebeten. Gemeinsam hatten wir Es wurde von dem Besitzer Herrn Buchwalder nach
den zweiten Tag vorbereitet und Eveline hatte tele- Vorgaben des Denkmalschutzes renoviert. Den er-
fonisch alle Kontakte hergestellt. sten Stock hat er ausgebaut, so dass neben einem
Der Jura wird vom öffentlichen Verkehr sehr ver- grossen Aufenthaltsraum mehrere Schlafräume zur
nachlässigt, so dass wir bei der Fahrt nach Le Pi- Verfügung stehen. Unser „Massenlager“ war die
choux oft umsteigen mussten. Wie froh waren wir, Luxusvariante mit Stockbetten. Mehr noch als die
dass wir ohne Ausfälle bis Bellelay kamen, wo wir komfortable Unterkunft erfreuten uns die Duschen,
zum letzten Mal den Bus wechseln mussten, um in die gleich fleissig genutzt wurden.
12 Minuten nach Le Pichoux, dem Beginn unserer Das Abendessen konnten wir an diesem schönen
Wanderung zu gelangen. Es stand jedoch kein Bus Sommerabend im Garten einnehmen. Herr Buch-
bereit, und wir mussten einsehen, dass er ohne uns walder hatte uns ein Chef-Menü versprochen, und
abgefahren war. Also hiess es: Laufen. Statt um 9.30 unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Als
Uhr konnten wir uns erst um 11.00 Uhr auf den Vorspeise gab es Melone mit Schinken, es folgten
steinigen, steilen Felsweg begeben, der sich unter vier verschiedene Salate und Fleisch vom Grill. Die
Kiefern emporschlängelte. Auf knapp 1.000 Metern Krönung war ein Obstsalat mit elf verschiedenen
erreichten wir den abgelegenen Bauernhof „La Belle Früchten, dazu ein guter Tropfen aus dem Wallis.
Etoile“, wo wir einen Kaffeehalt geplant hatten. Jetzt
wurde es ein Mittagsimbiss. Die Pächterfamilie Se- . Tag
lina und Jean-Marc Droz war beim Heuen. Sie liess
es sich aber nicht nehmen, uns zu einem schattigen Nach einer ruhigen Nacht und einem feinen Mor-
Picknickplatz zu führen, wo sie uns mit Bio-Pro- genessen verabschiedeten wir uns von unserem
dukten aus eigener Herstellung verwöhnten. freundlichen Gastgeber und begaben uns um 8.00
Der Abstecher zum Biohof bedeutete eine Ände- Uhr auf den alten Verbindungsweg zu dem näch-
rung der von mir vorbereiteten Route, so dass wir sten Etappenziel Undervelier und die „Grotte de
uns an der Wanderkarte orientieren mussten. Eve- Sainte-Colombe“. Die Grotte am Grund der Pichoux-
line hatte im Wanderkurs das Kartenlesen gelernt, Schlucht wurde in vorgeschichtlicher Zeit genutzt
und wir folgten ihr vertrauensvoll abwärts. Die Tour und ist heute ein Wallfahrtsort. Im Höhlenhinter-
hiess zwar „um die Schlucht“, aber warum sollten grund entspringt eine kleine Karstquelle. Das Was-
wir nicht einmal eine solche durchqueren. Es gab ser, dem eine wundersame Heilkraft nachgesagt
auf diesem Weg keine Wanderzeichen. Da diese im wird, fliesst als Rinnsal von einem Stalagmiten in
Jura eher selten sind, beunruhigte uns das nicht. Als ein flaches Becken. Unter dem Eingangsbogen der
wir uns jedoch nach einer Stunde immer noch auf Grotte, die der heiligen Kolumba von Sens, einer
dem steilen rutschigen Waldweg befanden, muss- Märtyrerin des 3. Jahrhunderts geweiht ist, steht
ten wir einsehen, dass dies nicht die offizielle Route ein Kruzifix. Seit dem 13. Jahrhundert ist der Ort Ziel
war. Endlich trafen wir auf einen breiteren Pfad und einer am 15. August (Mariä Himmelfahrt) stattfin-
eine gelbe Markierung. Mit Hilfe von Käthis App auf denden Wallfahrt.
3