Page 44 - Clubnachrichten SAC Burgdorf 2021-4
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Berichte Frauengruppe
Kulturweg im Aargauer Jura am 15. September 0 1
Leitung und Bericht: Eveline Jenni-Ehrenberg
Dieser Wandertag zeigte uns anhand jüdischer Kul- Andächtig gehen wir an verwitterten, mit Moos
turdenkmäler im Surbtal einen Teil der Geschichte bewachsenen Grabsteinen entlang. Die Inschriften
der Schweizer Juden. auf Hebräisch zeugen von einer längst vergangenen
Verfolgt, heimatlos und Bürger minderer Rechte Zeit. Neuere Grabsteine sind zweisprachig verfasst,
erhielten die Juden von der damaligen eidgenös- wir entdecken die Namen Bloch und Dreifuss.
sischen Tagsatzung im 17. Jahrhundert ein Wohn- In Lengnau werfen wir einen Blick in die restaurierte
recht in der Grafschaft Baden, namentlich in den Mikwe, ein Badehaus für rituelle Waschungen, wel-
Dörfern Endingen und Lengnau. Erst gegen Ende des che Bestandteil der jüdischen Tradition sind. In die-
19. Jahrhunderts und auf internationalen Druck ver- sem Dorf steht die älteste Synagoge der Schweiz,
lieh die damalige Regierung den Juden die Schwei- ein stilvoller Bau, gegenwärtig in ein Baugerüst
zerrechte. Beachtenswert: die erste Bundesrätin der eingepackt. Der Innenraum ist nur sonntags geöff-
Schweiz, Ruth Dreifuss, stammt aus einer jüdischen net, aber gemäss Kunstführer mit wunderschönen,
Familie des Surbtals. schlichten, orientalischen Mustern ausgeschmückt.
Nach diesem geschichtlichen Exkurs nun zu unserer Sicher ein Besuch wert!
Wanderung. Mittlerweile ist es Mittag geworden und wir stre-
Wir treffen zu siebt am Bahnhof Burgdorf ein: Rita, ben der katholischen Kirche zu, wo wir auf dem
Maria-Dolores, Margrit H., Elisabeth L., Renate, Ma- Vorplatz unser Picnic essen. Es regnet nicht mehr,
rianne. Abfahrt 07.53 Uhr nach Olten – Brugg, weiter der Himmel hellt auf und gestärkt steuern wir über
mit dem Bus nach Endingen. Das Wetter entspricht Feld dem Dörfchen Freienwil zu. Auf der Höhe des
der Prognose: grauer Himmel! Wir sind ausgerüstet Hörndliwalds geniessen wir noch einen Blick vom
für Regen, die fröhliche Laune bleibt. Wir haben Jurahöhenzug „Lägere“ bis zum Bauernhof im Os-
mehrere Teilstücke auf Hartbelag zurückzulegen, ten, genannt „Himmelrych“. Vor Hertenstein steigen
was bei hellem Sonnenschein beschwerlich ist. wir zum Geissberg auf. Dann führt uns der Weg steil
In Endingen kehren wir in der Bäckerei „Alt* ein, na- hinab durch die Rebberge Ennetbadens, über die
türlich mit Zertifikat! Kurz nach 10.00 Uhr brechen Limmat zum Bahnhof Baden.
wir zur Synagoge auf, die Tür ist verschlossen! Wir Um 15.47 Uhr nehmen wir den Zug über Olten und
lassen uns die Besichtigung nicht entgehen. Dank kommen um 17.05 in Burgdorf an.
der Vermittlung der freundlichen Bäckersfrau öff- Liebe Kameradinnen, ich danke Euch für den Weg,
net uns Herr Bloch wenig später die Tür und erzählt den Ihr mit mir gegangen seid! Eveline
aus seinem Leben und aus dem
jüdischen Brauchtum, sehr ein-
drücklich!
Wir folgen dem Kulturweg zum
israelitischen Friedhof, gegründet
1750, als die Juden zum ersten
Mal Land kaufen durften, ein Mar-
chstein in der jüdischen Schwei-
zergeschichte! Zuvor hatten die
Schweizer Juden einzig die Er-
laubnis, ihre Toten auf Niemands-
land zu bestatten, nämlich auf
einer Insel mitten im Rhein in der
Nähe von Koblenz. Die Grabsteine
dieser Insel sind damals sorgfältig
zur neuen Ruhestätte transpor-
tiert und der Einfriedung entlang
aufgestellt worden, wir staunen!