Page 22 - Clubnachrichten SAC Burgdorf 2020-2
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Berichte                                                        Sektion


      ALLE JAHRE WIEDER
      Eine alte Tradition wird hundert Jahre alt
      Der	Burgdorfer	Altveteran	Ernst	Klötzli	kam	1920	  zum	Anstossen,	und	der	gute	Tropfen	konnte	eben
      auf	 den	 Gedanken,	 mit	 einigen	 Kameraden	 vom	  allzu	leicht	zu	Kopfe	steigen.	Aber	auch	nach	dem
      SAC	aufs	Weihnachtsfest	hin,	oben	auf	der	Lüde-  glücklich	 überstandenen	 Teilmarsch	 nach	 Wasen
      renalp	ein	paar	Stechpalmenzweige	zu	holen	und	  verirrten	sich	einige	im	Weinkeller	beim	Rössli	Fritz
      damit	gleichzeitig	einen	gemütlichen	Tag	der	Ka-  in	Wasen	und	verpassten	den	letzten	Zug.
      meradschaft	zu	verbringen.	           Man	glaubte,	in	der	ganzen	Umgebung	jeden	Baum
      Der	Anlass	führte	zum	Entschluss,	das	nächste	Jahr	  zu	kennen	und	verliess	sich	auf	die	vermeintliche
      wieder	zu	kommen	und	die	Kameradschaft	bei	ei-  Ortskenntnis.	Das	ausgedehnte	Wald-	und	Hügel-
      ner	 währschaften	 Bernerplatte	 weiter	 zu	 führen.	  gebiet	 um	 den	 Napf	 herum	 hat	 aber	 auch	 seine
      So	wurde	aus	den	ersten	Anlässen	eine	Tradition.	  Tücken.	 Ein	 Talgraben	 gleicht	 dem	 anderen	 und
      Längst	waren	die	Stechpalmen	vergessen,	der	Mas-  selbst	einem	geübten	Kameraden	konnte	es	pas-
      senaufmarsch	von	über	150	Teilnehmern	hätte	sie	  sieren,	dass	er	als	absolut	sicherer	Lüderenkenner
      ja	 ausgerottet.	 Geblieben	 ist	 das	 kameradschaft-  mit	einigen	Freunden	im	Abstieg	nach	Wasen	etwa
      liche	Treffen	mit	der	Bernerplatte	und	«Merängge»	  ein	Abkürzungs-weglein	ansteuerte.	Man	verfehlte
      zum	Dessert.                          es	um	ein	paar	Schritte,	verirrte	sich	komplett	bei
      Die	 Lüderenfahrt	 am	 Sonntag	 vor	 Weihnachten	  Nacht	 und	 Nebel	 und	 stand	 schliesslich	 anstatt
      wurde	 zum	 Grossanlass.	 Kameraden	 kamen	 aus	  in	 Wasen	 ganz	 zuhinderst	 im	 Laternengraben.
      Bern,	 Solothurn,	 Langnau,	 Zofingen	 und	 von	 den	  Abgekämpft	und	müde	wie	man	schon	war,	blieb
      Subsektionen	 Brandis	 und	 Huttwil.	 Alle	 erdenk-  keine	andere	Wahl,	als	noch	volle	zwei	Stunden	zu
      lichen	Auf-	und	Abstiegsrouten	zur	und	von	der	Lü-  marschieren	 um	 schlussendlich	 Grünenmatt	 zu
      derenalp	hat	man	getestet.	Ab	Ramsei,	Wasen,	Zoll-  erreichen.	 Man	 ist	 aber	 auch	 auf	 der	 Langnauer-
      brück	und	Langnau	und	auch	etwa	vorbei	an	den	  seite	unterwegs	hängengeblieben.	So	zum	Beispiel
      berühmten	Dürsrütitannen	führten	die	Wege	zur	  beim	einstmaligen	Rämis-Beizli	oder	zuletzt	noch
      Lüderenalp.	Auch	direkt	ab	Burgdorf	machte	sich	  im	Rössli	Zollbrück.
      regelmässig	 eine	 Gruppe	 von	 marschtüchtigen	  Die	 Kunde	 vom	 Brand	 des	 alten	 Lüderen-Kur-
      SAC-Kameraden	zu	früher	Morgenstunde	auf	den	  hauseses	ist	von	den	Mitgliedern	des	SAC	mit	Weh-
      Weg	zur	Lüderenalp.                   mut	aufgenommen	worden.	Ein	schöner	Abschnitt
      Die	 Lüderenfahrt	 war	 viele	 Jahre	 reine	 Männer-  aus	der	Geschichte	unseres	Clublebens	hat	damit
      sache.	Die	Frauen	hatten	die	Aufgabe,	an	diesem	  seinen	Abschluss	gefunden.	In	der	provisorisch	ein-
      Sonntag	 zu	 Hause	 «Guezli»	 zu	 backen	 und	 Ge-  gerichteten	Wirtschaft	hat	man	zunächst	die	Lü-
      schenke	einzupacken.                  derenzusammenkünfte	weitergeführt.	Später	ging
      Die	Lüderenfahrten	fanden	auch	in	den	Kriegsjah-  im	neu	erbauten	Kurhaus	die	alte	Tradition	weiter.
      ren	statt.	Wer	im	Militärdienst	war	bekam	keinen	  Die	besten	Bernerplatten	gab	es	noch	zu	Anfangs-
      Urlaub	und	musste	in	diesem	Jahr	darauf	verzich-  zeiten	von	Vater	und	Emmeli	Held.	Die	Fleischsup-
      ten.	Und	dann	hat	man	sich	in	Zeiten	der	Maul-	  pe	 wurde	 noch	 vom	 Chef	 ausgeschenkt	 und	 das
      und	Klauenseuche	sehr	diplomatisch	durch	die	po-  Sauerkraut	 auf	 den	 Tellern	 ausgiebig	 mit	 Speck,
      lizeilich	bewachten	Gebietssperren	zur	Lüderenalp	  Fleisch	und	Wurstsachen	überdeckt.	Und	Emmeli
      durchgeschmuggelt,	indem	man	ganz	einfach	ei-  war	noch	jung	und	rüstig	zum	Servieren.	Es	war	ein
      nen	Polizeichef	mit	auf	die	Tour	genommen	hat.  Familienbetrieb	und	die	«Meränggen»	erinnerten
      Gar	manch	liebem	Kameraden	hat	nun	im	höheren	  den	ausgehungerten	Alpenclübler	punkto	Grösse
      Alter	 der	 steile	 «Rafrüttistutz»	 arg	 zugesetzt,	 so	  schon	ordentlich	ans	Matterhorn.
      dass	er	froh	war,	aus	dem	Cognacfläschli	eines	gu-  Im	neuen	Kurhaus	ging	durch	den	Massenauflauf
      ten	Kameraden	neue	Kräfte	sammeln	zu	können.	  am	Sonntag	vor	Weihnachten	manches	von	der	Ge-
      Aber	auch	beim	Abstieg	nach	Wasen	hatte	man-  mütlichkeit	verloren.	Ohne	Zweifel	waren	Beat	und
      cher	mit	ernsthaften	Problemen	zu	kämpfen,	z.B.	  Lilo	 Held	 bemüht,	 den	 Anlass	 reibungslos	 durch-
      solchen	mit	dem	Gleichgewicht.	Das	frohe	Wieder-  zuführen.	Die	Küche	und	das	Personal	schienen	je-
      sehen	 auf	 der	 Lüderen	 führte	 selbstverständlich	  doch	überlastet.	Die	Qualität	der	Bernerplatte	liess
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